Die Geschichte der Dampfspritze der FF Gainfarn
Die Wiener Maschinenfabrik Wilhelm Knaust begann im Jahre 1867 mit der Fabrikation von Dampfspritzen. Das erste Modell wurde auf der Weltausstellung 1873 in Wien vorgeführt. Im Jahre 1878 stellte die Wiener Feuerwehr die erste Dampfspritze der Firma Knaust – es handelte sich dabei um eine Zweizylindermaschine – in den Dienst. Nur fünf Jahre später lieferte die Firma Knaust neuerlich an die Wiener Feuerwehr, diesmal aber bereits eine Dreizylinder-Spritze.
Die Feuerwehr Gainfarn überlegte 1909 den Ankauf einer Dampfspritze, aus Geldmangel musste das Vorhaben jedoch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Ein Jahr später aber wurde die dringend benötigte Anschaffung in Form einer Dreizylindermaschine Realität. Die Kosten von rund 45.000,- Kronen (nach heutigem Wert etwa € 260.000,-) konnten – wie es auch heute bei großen Anschaffungen noch guter Brauch ist – nur durch Spenden und dem Erlös aus mehreren Veranstaltungen finanziert werden.
Am 4. April 1910 kam die Dampfspritze am Bahnhof Bad Vöslau an und wurde feierlich geschmückt nach Gainfarn gebracht. Schon am 30. April 1910 erhielt die Dampfspritze ihre Feuertaufe beim Brand der Novakmühle in Leobersdorf. Da dies der Kalendertag der heiligen Katharina war, wird – entsprechend der Tradition (die bis heute bei uns üblich ist), dass ein Fahrzeug nach dem Heiligen benannt wird, an dessen Namenstag es den ersten Einsatz erlebt – die Dampfspritze seither liebevoll „Kathi“ genannt.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten leistete die Dampfspritze wertvolle Dienste, auch nachdem 1928 mit einem Austro-Fiat die Motorisierung in der Feuerwehr Gainfarn Einzug hielt. Kathi blieb bis 1952 im Einsatz und wurde 1959 endgültig in den Ruhestand versetzt. Dennoch wurde sie immer wieder bei Schauübungen vorgeführt.
Bei einer Vorführung in Böheimkirchen im Oktober 1995 sollte der Originalkessel zum letzten Mal unter Druck gesetzt werden: Die Querrohre im Dampfkessel waren durchgebrannt.
Zu dieser Zeit waren nur zwei Firmen imstande, so einen Dampfkessel anzufertigen oder zu reparieren, eine in Graz, die andere in Ceske-Velenice bei Gmünd – aus Kostengründen entschied man sich für zweitere.
Am 7. November 1995 wurden die Kesselteile nach Ceske-Velenice überstellt, wo festgestellt wurde, dass aufgrund des Alters des Materials ein Kesselneubau notwendig war.
Es folgten intensive und schließlich erfolgreiche Gespräche innerhalb der Feuerwehr, mit Gemeinde und Banken betreffend Finanzierung. Am 16. August 1997 konnten wir nach zwei Jahren Pause in Raabs an der Thaya mit großer Freude unsere Dampfspritze wieder in Betrieb nehmen.
Bis zum heutigen Tag durfte Kathi in rund 250 Betriebsstunden weit über 100 Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden, viele Stunden mehr, als sie je in ihrer aktiven Zeit leisten musste.
Bei Landesaustellungen im Burgenland und in Niederösterreich, bei Gründungsfesten von Feuerwehren sowie bei Festveranstaltungen des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrkommandos, bei den Berufsfeuerwehren Wien und Linz, bei der Internationalen Modellbauausstellung auf dem Wiener Messegelände, bei Oldtimertreffen in Kitzbühel, Holzkirchen, Traunstein, Hard am Bodensee, ja sogar schon am Großglockner war „Kathi“ in Aktion, und jedes Mal eroberte sie die Herzen der Besucher. Wohin immer wir „Kathi“ auch begleiten, überall besteht großes Interesse an diesem feuerwehrtechnischen Schmuckstück, das es in dieser Form – voll funktionstüchtig – nur noch selten gibt.
Technische Daten:
Pferdegezogene 3-Zylinder Dampfmaschine mit einer Leistung von 20 PS
Hersteller: Fa. Knaust
Baujahr: 1910
Besatzung: Kutscher plus 3 Mann (Kommandant, Heizer, Maschinist); restliche Mannschaft auf eigenem Mannschaftswagen
Aufbau: Eisenrahmen, Metallkessel, Messingkolbenpumpe auf Holzrädern
Dampfkessel: Feuerbüchs-Querrohr-Dampfkessel mit einer 3,8 m² großen Feuerfläche und 79 l Wasserinhalt.
Druck: 8 bar
Wasserleistung: 700 – 900 Liter pro Minute.
Horizontale Wurfleistung: ca. 50 Meter.
Anfragen betreffend Ausfahrten: EOV Andreas Pfleger, Tel.: +43 664 8539722
Hier noch einige Impressionen von unseren Ausfahrten
NÖ heute – Beitrag vom 12. 04. 2024
Danke an den ORF NÖ für die Zurverfügungstellung des Beitrages!